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Qualitative Inhaltsanalyse Voraussetzungen und Ablauf

Video: Qualitative Inhaltsanalyse – Voraussetzungen und Ablauf

Marcus Wittkamp

Akademischer Ghostwriter & Senior Supervisor

03.01.2019

Als Experte sowohl für akademische Arbeiten und wissenschaftliche Methoden, als auch für alle wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiche bereichert Marcus Wittkamp bereits seit einigen Jahren unser diversifiziertes Team als Supervsior, Senior Ghostwriter und Blog-Autor für wissenschaftliche Themen.

Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine der zentralen Methoden zur qualitativen Datenauswertung im Bereich der explorativen empirischen Forschung. Diese Forschungsmethode zielt auf die Ordnung und Strukturierung von manifesten und latenten Variablen mit dem Ziel, relevante Erkenntnisse und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Wegen des Aufwands und der Komplexität wird eine solche Datenanalyse primär im Rahmen von Masterarbeiten oder Doktorarbeiten angewendet. Das Verstehen und Anwenden dieser Methode wird von den meisten Studenten als eine große Hürde bei wissenschaftlichen Arbeiten betrachtet.

Die Durchführung einer qualitativen Inhaltsanalyse hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab und besteht aus verschiedenen Schritten. Mit Hilfe unseres Videobeitrags können Sie Sich einen besseren Überblick über die einzelnen Phasen der qualitativen Inhaltsanalyse verschaffen und Ihre wissenschaftliche Arbeit auf ein neues Level bringen. Wenn Sie darüber hinaus noch unsere Unterstützung durch eine professionelle MAXQDA Auswertung wünschen, dann schicken Sie uns einfache eine kostenlose und unverbindliche Anfrage.

Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring geht anhand eines standardisierten Konzepts vor. Die Voraussetzungen und Auswertungsschritte wurden von Mayring, dem Entwickler dieser Methode, definiert und müssen eingehalten werden. Es gibt allerdings einen kleinen Spielraum für Anpassungen an der Methodik, wenn diese im Hinblick auf de Texte und die Ausgangssituation adaptiert werden muss. Im Folgenden erläutern wir die acht einzelnen Schritte, die Mayring für die Vorgehensweise der qualitativen Inhaltsanalyse vorgibt.

Was ist wichtig bei einer qualitativen Inhaltsanalyse

Was ist wichtig bei einer qualitativen Inhaltsanalyse? Hierzu gilt es zuerst einmal zu beantworten, was die qualitative Inhaltsanalyse überhaupt ist. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit werden Sie es in vielen Fällen mit einer Unmenge von Text konfrontiert und Ihre Herausforderung wird darin bestehen, dass Sie aus diesem Text heraus Gemeinsamkeiten, Unterschiede aber auch Lücken herausarbeiten müssen. Dies muss möglichst objektiv geschehen, ohne dass Ihre eigene subjektive Meinung einen Einfluss ausübt.

Das Ziel der Methode ist es, mit einer möglichst starken Strukturierung in der Vorgehensweise große Textmengen zu verarbeiten und dabei zu einer hohen Objektivität in der Analyse dieses Textes bzw. dieser Textinhalte zu kommen. So sollen die zentralen Aussagen aus der Menge dieser Texte, aber auch zentrale Unterschiede und vielleicht auch Lücken in diesen Texten, die bisher noch gar nicht erfasst wurden, identifiziert werden. Es geht zusammengefasst um die Strukturierung von Texten und die Erfassung von Textmengen mit einer hohen Objektivität. Beispielsweise bei Experteninterviews wird die qualitative Inhaltsanalyse sehr oft angewendet.

Wie wird eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt?

Im Wesentlichen besteht die qualitative Inhaltsanalyse aus acht Schritten, die Sie nacheinander durchlaufen. Erleichtert werden diese Auswertungsschritte durch spezialisierte Software. Die zwei gängigsten Programme auf dem Markt sind "MAXQDA" und "Envio". Mit diesen Programmen können Sie die qualitative Inhaltsanalyse deutlich effizienter und effektiver durchführen. Es gibt zu diesen Programmen auch sehr informative Video-Tutorials, die von den Herstellern auf der eigenen Webseite oder auf gängigen Video-Plattformen wie Youtube und Vimeo zur Verfügung gestellt werden. Welches Programm Sie wählen, hängt letztlich von Ihnen, aber auch von dem Angebot Ihrer Hochschule ab, denn diese beiden Programme sind recht kostenintensiv. Daher sollten Sie auf jeden Fall sicherstellen, dass Sie eine Studierenden- bzw. Campuslizenz erhalten.

1. Schritt – Sichtung

Der allererste Schritt ist die Sichtung bzw. die Festlegung des Materials. Dabei geht es darum, dass Sie sich das notwenige Ausgangsmaterial beschaffen und sich mit diesem auseinandersetzen, um zu definieren mit welchen dieser Materialien Sie letztlich die qualitative Inhaltsanalyse durchführen möchten. Bei diesen Inputs für die qualitative Inhaltsanalyse kann es sich um Experteninterviews in transkribierter Form aber auch um andere Arten von Texten wie beispielsweise Zeitungsartikel, Bücher, Zeitschriften, Papers und andere wissenschaftliche Quellen handeln. Und diese Materialen benötigen Sie in verarbeitbarer Form, zum Beispiel als PDF, als Excel-Tabelle, als Word-Dokument, als Pages-Dokument, als RTF-Datei oder in beinahe jedem anderen gängigen Dateiformat für Texte.

Bei der Festlegung der relevanten Quellen müssen Sie berücksichtigen, welches Ziel Sie mit Ihrer qualitativen Inhaltsanalyse erreichen möchten. Hierbei kann es sich um die Beantwortung einer Forschungsfrage, einen Vergleich zwischen verschiedenen Dokumenten oder auch eine Zusammenfassung einzelner Dokumente in einer klassischen Literaturarbeit handeln.

2. Schritt – Entstehungssituation

Nachdem Sie das Interviewmaterial oder die Literatur erfasst und zumindest grob gesichtet, vielleicht auch das ein oder andere aussortiert haben, müssen Sie noch einmal die Entstehungssituation kritisch hinterfragen. Unter Entstehungssituation versteht Mayring die Rahmenbedingungen unter denen das Ausgangsmaterial entstanden ist. Bei Interviews müssen Sie sich daher zum Beispiel die folgenden Fragen beantworten:

  • Wer sind die Interviewpartner?

  • Wer sind die Experten?

  • Wann wurden diese Interviews geführt?

  • Warum wurden diese Interviews mit diesen Personen geführt und warum wurden andere Personen bzw. Experten nicht interviewt?

  • Wie lange haben diese Interviews gedauert?

  • In welchem Umfeld wurden diese Interviews durchgeführt?

3. Schritt – Dokumentation & Charakterisierung

Im Rahmen der Dokumentation und Charakterisierung gilt es, die ausgewählten Texte aufzunehmen bzw. sich diese über Fernleihe, aus Bibliotheken oder über wissenschaftliche Datenbanken zu besorgen und diese anschließend elektronisch zu erfassen. Also hier geht es wirklich rein um den technischen Schritt der Erfassung und der Beschaffung dieser Dokumente. Wenn es sich bei dem Ausgangsmaterial um Experteninterviews handelt, dann gilt es, diese zu transkribieren, aufzubereiten und so für die qualitative Inhaltsanalyse in auswertbarer Form vorzubereiten.

Bei dieser konkreten Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Material werden Sie auch irrelevant Textteile oder Interviewabschnitte entfernen, sodass das Material dann am Ende so aufbereitet ist, dass die qualitative Inhaltsanalyse auch durchgeführt werden kann.

4. Schritt – Festlegung der Analyserichtung

Bei der Festlegung der Analyserichtung geht es jetzt darum, wie die Analyse durchgeführt wird und um die Definition des Ablaufschemas. Mit Ablaufschema meint Mayring einerseits die gesamte Vorgehensweise innerhalb der qualitativen Inhaltsanalyse, inklusive der Festlegung der einzelnen Kategorien, mit denen Sie auswerten. Die Festlegung dieser sogenannten Kategorien ist ein zentraler Teil der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Man spricht hier auch von sogenannten Codes bzw. Codierungen. Meistens erfolgt sowohl eine deduktive, als auch eine induktive Festlegung dieser Codes. Das bedeutet, dass Sie auf der einen Seite die Codes aus einem vorhandenen theoretischen Konstrukt, in der Regel aus einer bereits vorhandenen Arbeit zur Themenstellung, ableiten und auf der anderen Seite während der qualitativen Inhaltsanalyse weitere Codes aus dem vorliegenden Material selbst herausarbeiten.

Genau dies ist das Ziel einer qualitativen Inhaltsanalyse: Sie müssen einen theoretischen Teil um einen empirischen Teil ergänzen und bereits vorhandenes Wissen um neue Erkenntnisse erweitern. Deswegen wird in der Regel immer auch eine Art zirkulärer Abgleich zwischen den theoretischen Grundlagen und den Erkenntnissen aus der qualitativen Inhaltsanalyse stattfinden. Die Codes sind nicht nur erweiterbar, sondern müssen sogar bewusst erweitert werden.

5. Schritt – Fragestellung

Die Fragestellung wird in der Regel aus dem theoretischen Fundament Ihrer wissenschaftlichen Arbeit abgeleitet. Zu dessen Beginn werden Sie bereits eine Forschungsfrage und eventuell auch Hypothesen definieret haben. Diese Fragestellung ist ausschlaggebend für die Analyse Ihrer Texte.

Hinsichtlich der Analysetechnik ist es so, dass Mayring drei verschiedene Analysetechniken unterscheidet. Die gängigste Technik ist die sogenannte Zusammenfassung. Hierbei versuchen Sie, aus der Menge der Informationen, die Ihnen das Material zur Verfügung stellt, die Teile zu extrahieren, die eine generalisierende Information darstellen. Am Ende sollen also wenige generalisierende, zentrale Aussagen vorhanden sein, die aus der Fülle der Informationen herausgezogen werden können, und zur jeweiligen Kategorie die zentrale Aussage darstellen.

6. Schritt – Definition der Analyseeinheit

Bei der Definition der Analyseeinheit stellt sich genau genommen die Frage nach der kleinsten Analyseeinheit. In der Regel sind dies die Codes bzw. Kategorien. Sie müssen also von Summe der Experteninterviews ausgehen, davon ein bestimmtes Experteninterview auswählen und dieses wiederum in kleinste auszuwertende Einheiten wie Textstellen oder Textpassagen zerteilen, die Sie dann entsprechend auswerten.

7. Schritt – Analyse durch Paraphrasierung & Codings

Anhand der ausgewählten Fragestellung wird die Textmenge im nächsten Schritt analysiert. Dazu führen Sie eine sogenannte Paraphrasierung durch, indem Sie Ihr Material Text für Text durchgehen und jeden Text nach einzelnen Textstellen mit Bezug zu Ihrer Fragestellung durchsuchen und dann Codes vergeben. Codes sind mehr oder weniger Beschreibungen, die Sie einzelnen Textstellen zuweisen. Je mehr Textstellen Sie haben, umso mehr neue Beschreibungen kommen hinzu, mit den Sie generalisierende Aussagen zusammenführen. Sie werden auch auf bereits vorhandene Beschreibungen zurückgreifen können und so Gemeinsamkeiten zwischen Texten identifizieren können.

So entsteht dann sukzessive ein Abgleich der einzelnen Texte und Aussagen, sodass Sie am Ende wirklich nur noch einzelne Aussagen aus den verschiedenen Texten zur Verfügung haben und diese Aussagen dann mit Schlagwörtern (um den Begriff "Codes" etwas zu vereinfachen) versehen sind. So bekommen Sie am Ende eine Liste von Codes, die sogenannten Codings, die Ihnen eine Übersicht gibt, anhand welcher Inhaltspunkte Sie die Texte durchgearbeitet haben. Diese werden im verwendeten Programm dann alle markiert und mit den dazugehörigen Aussagen in den Texten verknüpft.

8. Schritt – Reduktion

Der letzte Schritt bei der qualitativen Inhaltsanalyse ist die Reduktion. Man bezeichnet diese auch als Generalisierung. Dabei gehen Sie in der Software Ihrer Wahl oder beispielsweise auch in Excel nochmal alle codierten Texte und alle codierten Textstellen durchgehen. Allerdings nicht mehr den Gesamttext, denn diese haben Sie bereits hinter sich gelassen. Sie gleichen die einzelnen codierten Textstellen nochmal untereinander ab, auf wiederum das Gleiche wie vorher: Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dabei werden Sie dann vielleicht noch den ein oder anderen Code verschieben, eventuell kommt auch noch ein neuer Code hinzu. Oder Sie erkennen, dass Sie bestimmte Textstellen gar nicht benötigen. So findet dann sukzessive eine Reduktion auf die zentralen Codes, die dezentralen Aussagen aus diesen Texten statt.

Durch die Reduktion der Vielzahl von Texten auf ihre Kerninhalte kommen Sie dann zu dem reduzierten Ergebnis und damit auch zu dem eigentlichen Ergebnis der qualitativen Inhaltsanalyse. Sie können nicht nur wiedergeben, was die Kerninhalte sind, sondern auch, was die zentralen Unterschiede zwischen diesen einzelnen Texten sind und wo Lücken zwischen diesen einzelnen Texten bestehen, die bisher noch gar nicht bearbeitet bzw. dokumentiert wurden. Diese Erkenntnisse können Sie dann anschließend in Ihre wissenschaftliche Arbeit einarbeiten. Beispielsweise, lässt sich so durch die Auswertung von Experteninterviews ein Abgleich zwischen Theorie und Praxis vornehmen, indem Sie die Ergebnisse Ihrer Literaturarbeit zum Thema mit den Ergebnissen der qualitativen Inhaltsanalyse der Experteninterviews gegenüberstellen und vergleichen.

Was sollten Sie noch über die qualitative Inhaltsanalyse wissen?

Die qualitative Inhaltsanalyse ist ein sehr mächtiges und auch sehr wichtiges Instrument innerhalb des wissenschaftlichen Arbeitens. Ganz wichtig ist es, wenn Sie die qualitative Inhaltsanalyse anwenden, sich wirklich ganz konsequent an die einzelnen Schritte zu halten, dieses Vorgehen entsprechend zu dokumentieren und die einzelnen Schritte zu beschreiben, um am Ende dann auch die Ergebnisse sauber präsentieren zu können

Außerdem empfehlen wir auch, zumindest das Buch von Mayring "Qualitative Inhaltsanalyse" in der neuesten Auflage in die Hand zu nehmen. Selbst wenn Sie über keine Lizenz für MAXQDA oder Envio verfügen, empfehlen wir trotzdem, dass Sie sich Demoversionen herrunterladen und diese zumindest einmal ausprobieren, das diese das Vorgehen wirklich deutlich erleichtern.

Wenn Sie weitere Unterstützung benötigen, dann steht Ihnen GWriters natürlich gerne mit Rat und Tat zur Seite, gerne auch mit einem Coaching zur qualitativen Inhaltsanalyse oder zum Umgang mit der Software MAXQDA oder Envio sowie mit einer professionellen MAXQDA Auswertung. Schicken Sie uns einfache eine kostenlose und unverbindliche Anfrage.

03.01.2019

Marcus Wittkamp