Die Planung und Durchführung für ein leitfadengestütztes Experteninterview vom Experten erklärt.

Video: Leitfadengestütztes Experteninterview - So gelingt es erfolgreich

Marcus Wittkamp

Akademischer Ghostwriter & Senior Supervisor

28.08.2018

Als Experte sowohl für akademische Arbeiten und wissenschaftliche Methoden, als auch für alle wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiche bereichert Marcus Wittkamp bereits seit einigen Jahren unser diversifiziertes Team als Supervsior, Senior Ghostwriter und Blog-Autor für wissenschaftliche Themen.

Ein leitfadengestütztes Experteninterview ist ein Bestandteil der empirischen Forschung. In diesem Video findet Ihr Informationen und Tipps zur Auswahl der Experten für das Interview für wissenschaftliche Arbeiten, die Durchführung des Experteninterviews und die leitfadengestützte Auswertung des Experteninterviews.

Wenn Sie darüber hinaus noch unsere Unterstützung durch eine professionelle MAXQDA Analyse wünschen, dann schicken Sie uns einfache eine kostenlose und unverbindliche Anfrage.

Transkription

Herzlich willkommen beim GWriters-Videoblog!

Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren GWriters Tutorial. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit werden Sie bei einer empirischen Vorgehensweise immer mal vor der Frage stehen: „Wie bekomme ich jetzt diese entsprechenden Informationen?“. Es gibt vielfache Möglichkeiten, empirisch zu forschen. Das kann ein Fragebogen sein, das kann aber - und das kommt relativ häufig vor - auch ein Experteninterview sein. Insbesondere ein leitfadengestütztes Experteninterview. Und auf dieses möchten wir gerne heute ein wenig näher eingehen, nämlich auf die Frage: Leitfadengestütztes Experteninterview - so gelingt es erfolgreich.

Interviewformen: Experteninterview vs. leitfadengestütztes Experteninterview

Kurz zum Unterschied, vielleicht gleich zu Beginn. Sie werden sich vielleicht fragen, ja, wenn es ein leitfadengestütztes Experteninterview gibt, dann gibt es doch sicherlich auch ein Experteninterview. Ja, das gibt es. Das heißt, Sie würden dann hier keinen Leitfaden haben, sondern Sie würden in dies Expertengespräch ohne Gesprächsleitfaden gehen. Das ist aber eine eher unübliche Vorgehensweise. Deswegen, wenn es um ein Experteninterview geht, wird es in der Regel ein leitfadengestütztes Experteninterview sein. Das heißt, Sie haben einen Leitfaden, mit dem Sie das Gespräch entsprechend führen werden.

Expertenauswahl und Interviewanalyse

Drei Schritte, die ich gerne Ihnen zeigen möchte. Einmal das Thema Auswahl der Experten, das Thema Durchführung des Interviews und natürlich ganz zum Schluss, ganz wichtig, das Thema Auswertung des Interviews. Fangen wir einmal an mit der Auswahl der Experten. Da stellt sich natürlich zuerst einmal die Frage: Wer sind überhaupt Experten?. Experten sind grundsätzlich Personen, die prädestiniert sind, um es einmal salopp zu formulieren, zu dem Themengebiet etwas zu sagen. Das können Vertreter aus dem Hochschulbereich beispielsweise sein. Das können aber auch insbesondere Vertreter aus der Industrie sein. In einem ersten Schritt gilt es also zuerst einmal, zu Ihrem Thema passende Personen, passende Experten zu recherchieren. Hier kann Ihnen sicherlich Ihre Hochschule helfen oder eben auch Sie recherchieren über das Internet: Wer könnten mögliche Protagonisten sein zu diesem Thema, die als Experten auftreten könnten? Die also eine Expertise haben, etwas zu diesem Thema zu formulieren. Das ist sicherlich ein sehr, sehr aufwändiger Prozess, weil - hier steht es - Ansprache.

Interviewleitfaden erstellen - das müssen Sie beachten

Sie müssen dann natürlich im zweiten Schritt die Experten ansprechen und sicherlich werden nicht alle Experten für solch ein Interview bereit sein. Weil, je nach Ausführlichkeit des Interviews, je nach Intensität, auch je nachdem, ob Sie eine Bachelor-, eine Masterarbeit oder gar eine Dissertation schreiben, kann ein Experteninterview schon mal ein bis zwei Stunden an Zeit benötigen. Dann gilt es den sogenannten Leitfaden zu erstellen. Wie ist jetzt so ein Leitfaden zu verstehen? Ein Leitfaden, deswegen heißt er auch "Leitfaden", soll sowohl Ihnen, als auch dem zu interviewenden Experten dazu dienen, dass er ungefähr weiß, was wird er gefragt, und soll gleichzeitig Ihnen als Hilfestellung dienen, dass Sie die Informationen vom Experten bekommen, die Sie auch später für die Auswertung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit benötigen. Ganz wichtig: Der Leitfaden ist kein Fragebogen in diesem Sinne. Das heißt, es liegt immer an Ihnen als Interviewer, den Experten dann auch mit Ihren Fragen, gegebenenfalls ergänzenden, gegebenenfalls weiteren Fragen, dann an das Thema heranzuführen und die Informationen zu erhalten, die Sie benötigen. Der Leitfaden soll Ihnen hierzu nur eine Hilfestellung sein, Ihnen eine Hilfestellung geben, dass Sie Fragestellungen, Teile von Informationen nicht vergessen. Sie müssen aber selber das Gespräch aktiv steuern. Wichtig ist dann sicherlich auch, den Leitfaden vorab an den Experten zu versenden, damit er sich auch auf das Gespräch vorbereiten, auf das Gespräch einstellen kann. Und eben auch weiß, was kommt da auf ihn zu.

Termin für das Leitfadeninterview

Dann gilt es den Termin für das Gespräch zu vereinbaren. Das kann entweder natürlich ein persönliches Gespräch sein, das ist sicherlich am qualitativ hochwertigsten, weil Sie dann dort auch das entsprechende Ambiente schaffen können. Entweder bei Ihnen oder beim Experten vor Ort, und der Experte sich sicherlich hier am wohlsten fühlt. Sollte das aus zeitlichen, aus reisetechnischen Gründen nicht möglich sein, dann ist es natürlich auch möglich, so ein Experteninterview über Telefon, über Videokonferenz oder über Skype entsprechend zu führen. Der konkrete Termin sollte dann vereinbart werden, und hier müssen Sie dann auch den Experten eben noch einmal darauf hinweisen, wie lange aus Ihrer Sicht das Experteninterview ungefähr dauern wird.

Aufnahme und Datenschutz

Sie sollten ihn an dieser Stelle dann auch gleich, wir kommen hier beim Thema "Aufnahme und Durchführung des Interviews" dann auch noch mal darauf zu sprechen, dass Sie das Interview dann auch aufnehmen möchten, und aufnehmen werden auf Tonband, und sollten ihn an dieser Stelle dann auch schon nach seinem Einverständnis fragen. Im nächsten Schritt dann, bei der Durchführung des Interviews, hier geht es dann darum, in der Tat, das Interview durchzuführen. Den Leitfaden als Hilfestellung zu nehmen. Und gemeinsam mit dem Experten dann durch das Gespräch zu gehen. Und lassen Sie den Experten ruhig auch von sich erzählen, das hat sich als sehr, sehr gut erwiesen, weil er kommt aus dem Thema, und er kann dann natürlich auch entsprechend gut formulieren. Tun Sie aber auch immer auf Ihren Leitfaden achten, und, in Anführungszeichen, "fange den Experten auch wieder ein, wenn er sich zu sehr vom Thema entfernen sollte". In dem Zusammengang auch noch mal der Hinweis: Datenschutz. Das heißt, fragen Sie ihn am Anfang auch, ob er bereit ist, dass Sie das Interview aufnehmen. Und fragen Sie ihn in diesem Zusammenhang dann auch, ob er dann auch bereit ist, dass Sie seinen Namen in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit erwähnen. In dem Zusammenhang empfiehlt es sich dann auch, eine kurze Datenschutzerklärung zu erstellen, die Sie unterzeichnen, und die der Experte unterzeichnet. Gerade wenn es beispielsweise auch um industrieinterne oder firmeninterne Informationen geht. Dass der Experte eben auch sicher sein kann, beispielsweise weil Sie Ihre Arbeit mit einem Sperrvermerk versehen, dass diese Informationen dann eben nicht nach außen gehen werden.

Die richtige Technik

Thema Technik ist auch noch ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Das heißt, wie nehmen Sie denn das Interview jetzt auf. Wenn Sie mehrere Experteninterviews führen werden, dann empfiehlt es sich sicherlich ein professionelles Aufnahmegerät zu kaufen. Die finden Sie auch in den Preisordnungen, Preisgrößen 100, 200 und 300 Euro - hier finden Sie schon gute Geräte. Ansonsten, bei wenigen, bei kürzeren Aufnahmen, da reicht sicherlich auch das Handy aus. Achten Sie aber darauf, dass die Aufnahme immer entsprechend qualitativ hochwertig sein wird. Das heißt, vermeiden Sie beispielsweise, dass Sie das Smartphone auf die Tischplatte legen, weil das sonst eben in der Regel zu Geräuschen gibt, wenn an der Tischplatte gerüttelt wird.

Interview transkribieren - mit oder ohne Transkriptionssoftware

Dann haben Sie alles aufgenommen, und dann kommt ein weiterer, ein wichtiger und auch in der Regel ein sehr aufwändiger Schritt: Es gilt, das Interview zu transkribieren. Hier haben Sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Sie können das selber machen oder auch an externe Agenturen geben. Es gibt am Markt eine ganze Reihe von externen Agenturen, die das übernehmen. Die Preise hierfür halten sich auch einigermaßen in Grenzen. Natürlich immer davon abhängig, wie lange ein Interview ist und wie viele Interviews das auch sind. Wichtig ist, im Vorfeld dann auch die Art der Transkribierung mit der Hochschule abzustimmen. Also soll wirklich wörtlich transkribiert werden oder soll einfach nur wiedergebend transkribiert werden. In der Regel wird der zweite Teil ausreichen. Eine wirklich wörtliche Transkribierung hieße dann, dass Sie sämtliche Füllwörter, Umlaute, auch Versprecher und dergleichen, dass Sie all das mit transkribieren. Hier gibt es dann auch spezielle Regeln, wie man so was etwas in der Transkription entsprechend wiedergibt. Es gibt dann auch, falls Sie sich dafür entscheiden sollten, es selber zu machen, bestimmte Programme, die dann automatisch schon Schnellkürzel haben, um diese Merkmale dann in den Texten entsprechend zu setzen. F4 sei hier nur als Beispiel für ein Programm in diesem Zusammenhang genannt.

Qualitative Inhaltsanalyse zur Interviewauswertung

Wenn Sie das dann gemacht haben, geht es als nächstes in die Auswertung der Interviews sozusagen, in die Krönung. In der Regel werden Sie leitfadengestützte Experteninterviews mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse auswerten. Die qualitative Inhaltsanalyse ist ein Verfahren, das Mayring entwickelt hat. Und dessen Grundidee es ist, aus einer Vielzahl von Texten, aus einer Vielzahl von Informationen, Informationen zu generalisieren, zusammenzuführen, und am Ende eine Quintessenz all dieser Informationen zu haben. Hier sollten Sie sich dann intensiv mit der Methodik beschäftigen. Das Buch "Qualitative Inhaltsanalyse" von Mayring lesen und dann müssen Sie sie natürlich durchführen. Und hier gibt es dann wieder verschiedene Programme und hier brauchen Sie auf jeden Fall eine Programmunterstützung, weil das ohne Programmunterstützung zu machen ist schon sehr, sehr aufwändig. MAXQDA sei hier nur als Beispiel für ein Programm genannt. Und diese Programme bieten dann häufig auch eine Schnittstelle zu den Transkribierungsprogrammen, so bietet beispielsweise MAXQDA eine F4-Schnittstelle an. Diese Programme, auch damit müssen Sie sich sicherlich dann erst beschäftigen, sind sehr, sehr umfangreich. Sie werden in der Regel diese dann auch über Ihre Hochschule bekommen und erhalten. Vielleicht gibt Ihnen Ihre Hochschule auch ein Programm vor, mit dem diese Auswertung zu machen ist. Sie können sich natürlich auch als Privatperson einen Account zulegen. Aber der geht gerade schon bei MAXQDA schon in den mehrere-tausend-Euro-Bereich. Von daher ist es hier dann auf jeden Fall sinnvoll, auf die Hochschullizenz zuzugreifen.

Qualitatives Interview - Sinn und Zweck

Ganz am Ende sollte also dann aus der Vielzahl der Experteninterviews, die Sie geführt haben, eine Quintessenz, ein Ergebnis ihrer qualitativen Forschung stehen: Was ist jetzt die Gesamtsumme, die Gesamtmeinung der Experten zu diesem Thema. Und das können Sie dann wieder nehmen als Input für Ihre Arbeit, und das widerspiegeln zu den theoretischen Erkenntnissen aus Ihrer Arbeit. Sie sehen also: Leitfadengestütztes Experteninterview, ein doch umfangreiches Thema. Ein Thema, was auch viel Zeit benötigt. Planen Sie diese Zeit dann auch ein in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Sie sehen, alleine Recherche, Ansprache, Leitfadenerstellung, dann die Durchführung der Interviews, sollte es dann auch noch vor Ort sein, sollten es vielleicht Experten sein, die über das Bundesgebiet oder gar im Ausland verstreut sind, beispielsweise bei einer Dissertation, dann kann das schon mehrere Monate in Anspruch nehmen, bis Sie so ein leitfadengestütztes Experteninterview durchgeführt und ausgewertet haben. Auch hier dürfen Sie die Zeit nicht unterschätzen. Deswegen überlegen Sie sich auf jeden Fall hier dann auch vielleicht auf ein professionelles Institut zuzugehen. Und dann die Auswertung, das benötigt schon entsprechend Zeit.

Die Frage nach der Expertenanzahl

Zum Schluss vielleicht noch die Frage nach der Anzahl der Experten: Auch das hängt natürlich davon ab, was Ihre Hochschule möchte, oder wie viel Ihre Hochschule sagt, das sollten es sein. In der Regel kann man so als Faustgröße mal für eine Masterarbeit sagen, 10-15 Experten sollten es schon sein, die zu einem Thema etwas zu sagen haben. Aber auch das hängt immer ganz stark von den Vorgaben Ihrer Hochschule und natürlich vom zu erforschenden Thema ab.

Fazit

Ja, das soll es gewesen sein. Leitfadengestütztes Experteninterview, ich hoffe, ich konnte Ihnen den einen oder anderen kleinen Hinweis geben, wie Sie vorzugehen haben. Ein spannendes Thema, ein interessantes Thema, von daher viel Glück und viel Erfolg mit Ihrem leitfadengestützten Experteninterview.

28.08.2018

Marcus Wittkamp