Datum: 02.03.2012 Erschienen in: brand eins Autor: Mischa Täubner
Zuerst war es nur Neugier: Wie viele Kurse passen in ein Semester? Dann aber brachten sich drei Dortmunder Wirtschaftsstudenten richtig auf Touren. Und machten vor, was geht, wenn man weiß, was man will und gegenseitig füreinander einsteht.
Marcel Kopper, Robert Grünwald und Marcel Pohl. Drei Namen die als Synonym für eine in Deutschland beispiellose Erfolgsgeschichte stehen. Keiner der drei hätte kurz nach seinem Abitur oder zu Beginn seines Studiums gedacht, dass er mit dem nötigen Ehrgeiz und den richtigen Mitstreitern zu einer solchen Leistung fähig ist, die er im Rahmen seines 2009 an der FOM, der Fachhochschule für Ökonomie und Management, begonnenen Studiums erreicht hat.
Das Wirtschaftsmagazin brandeins berichtete über das erfolgreiche Trio und stellte fest: „Eines vorweg: Dies ist keine Geschichte über Genies. Keiner der drei jungen Männer kann im Kopf die 17. Wurzel einer 13-stelligen Zahl berechnen. Keiner hat einmal gelesene Bücher jederzeit abrufbar im Gedächtnis. Keiner spielt Simultanschach gegen mehrere Gegner.“
Und dies ist zugleich einer der wichtigsten Punkte der Geschichte, denn er beweist, dass nicht nur Top-Abiturienten, die zudem noch Elitenförderung genießen, sondern auch Durchschnittsschüler mit genügend Engagement und Opferbereitschaft Außerordentliches leisten können.
Kopper, Grünwald und Pohl haben etwas geschafft, das Ihnen nur Wenige glauben und vorab noch weniger Leute zugetraut hätten. Sie absolvierten Ihr Bachelor- und Masterstudium in insgesamt vier, statt der üblichen 11 Semester. Da die drei sich zudem noch für ein duales Studium entscheiden hatten, lief parallel noch eine Berufsausbildung, die sie ebenfalls von drei auf anderthalb Jahre verkürzten. Ein Meisterstück, das bisher noch keinem in dieser Art und Weise gelang.
„Für diese Extremleistung braucht es einen mächtigen Willen. Allein, beteuern sie, hätten sie es nicht zustande gebracht. Tatsächlich sind sie ein starker Beleg für die Dynamik der Teamarbeit.“ (brandeins)
Nachdem die Drei ihr erstes Semester trotz der Doppelbelastung von Studium und Ausbildung mit Leichtigkeit absolviert hatten und dabei auch noch hervorragende Noten erzielten, kam der Gedanke auf, Module aus späteren Semestern vorzuziehen um das Studium so zu verkürzen. Als sie dann ihren Studienberater mit diesem Vorhaben konfrontierten stießen sie zunächst nur auf Ablehnung, doch sie blieben beharrlich und setzten ihren Plan trotz des Abratens ihres Studienberaters auf eigene Faust in die Tat um.
Da mit steigender Anzahl der belegten Kurse die Veranstaltungstermin begannen sich zu überschneiden und auch die verfügbaren Abendstunden nicht mehr genügten, erarbeitete Grünwald einen Stundenplan der die Kurse von sechs Semestern in ein einziges komprimierte. Anschließend teilten die drei diesen Plan unter sich auf, um möglichst viele der Termin wahrnehmen zu können. In den späten Abendstunden trafen sie sich erneut, um gegenseitig über das soeben gelernte zu referieren. Dieses ausgeklügelte System war möglich, da die Studenten an der FOM kein Präsenzpflicht in den Vorlesungen haben und in verschiedenen Städten an Klausurterminen teilnehmen können. Letztendlich brachten es die drei auf 38 Klausuren innerhalb eines Semester, im Schnitt sechs pro Monat, manchmal zwei an einem Tag. Auf den Bachelor folgt ohne einen Zwischenstopp der Masterstudiengang – Ein Marathonlauf. Eine aufregende Zeit, jedoch voller Entbehrungen und Quälereien – gegenüber brandeins erzählten sie auch von sehr persönlichen Momenten: „Grünwald weiß noch, dass “der Kopf manchmal dicht war”. Pohl hatte am Tag vor einer Klausur in Wirtschaftsrecht einen Weinkrampf. Kopper fühlte sich wochenlang “fix und fertig”.“
Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Grünwald bekam diese Eigenschaft bereits seit frühester Kindheit von seinem Vater vermittelt, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, sich jedoch mit dem gleichen Erfolgsrezept zum leitenden Ingenieur mauserte. Kopper stammt aus einem pragmatischen Elternhaus. Nachdem der eigene Betrieb für Solariumbänke durch finanzielle Probleme scheiterte, wechselten die Eltern kurzerhand die Branche und sind nun als Network-Marketing-Berater tätig. Pohl ist der Sohn eines Gabelstaplerfahrer und einer Altenpflegerin und musste nach dem frühen Tod seines Vaters schon früh Verantwortung übernehmen und seine Familie unterstützen. So etwas feilt den Charakter. Alle haben „im Studium Gas gegeben“, um in der Zukunft in einem gut bezahlten Job zu arbeiten, der aber auch Spaß und Flexibilität bietet. Sie konnten sich auf das Wesentliche fokussieren und alles Unwichtige ausblenden, was am Ende auch erfolgsentscheidend war, denn ihre Zwischenprüfung in der Berufsschule gaben Grünwald und Pohl schon nach einer statt der angesetzten zwei Stunden ab. Der Grund: Am Abend musste noch eine Klausur an der FOM in Hamburg geschrieben werden – Das Studium ging eben vor.
Diese Eigenschaft, gepaart mit dem effektiven Teamwork der Drei befähigte sie zu dieser Leistung, die selbst einen ihrer ehemaligen Professoren zum Staunen bringt. Christian Averkamp, Professor für Strategie und Management an der FOM äußerte sich gegenüber brandeins wie folgt: “Eine absolut außergewöhnliche Leistung. Die drei haben perfekt harmoniert und zusammen eine bemerkenswerte Zielstrebigkeit und Selbstmotivation an den Tag gelegt.”
Doch für ihren Erfolg waren nicht nur die Gemeinsamkeiten der drei, sondern vor allem auch ihre Unterschiede verantwortlich. In dem heterogenen Team ist Grünwald der Mathematiker, Pohl der Ökonom und Kopper für das Wirtschaftsrecht zuständig. Auch brandeins betont die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Turbostudenten: „Grünwald ist schnell, Kopper gründlich, Pohl ausdauernd“. Durch diese Heterogenität ergibt sich nach Heinz Mandl, Professor der pädagogischen Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, eine kreative Dynamik die Gruppenkonstellationen dem Einzelnen deutlich überlegen macht. Die einander ergänzenden Fähigkeiten können in funktionierenden Gruppen ungeahnte Potentiale zur Problemlösung entfalten.
Obwohl alle drei nun auf dem besten Weg sind, ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen, haben Sie weitere Pläne für die Zukunft. Pohl und Grünwald promovieren derzeit berufsbegleitend, während sich Kopper ganz auf seine Arbeit konzentrieren möchte.
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